Migräne

Kopfschmerz adé

Müssen wir mit Migräne leben?

Etwa 70% der Menschen haben im Laufe ihres Lebens zumindest zeitweise Kopfschmerzen. Bei ungefähr der Hälfte handelt es sich um Migräne. Diese Zahlen beweisen, dass Kopfschmerzen keine Befindlichkeitsstörungen sind, sondern eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung.

Was ist Migräne?

Migräne tritt als pulsierender, pochender, hämmender Schmerz auf. Typischerweise ist der Schmerz einseitig, jedoch kann er auch beidseitig sein. Oft lokalisiert er sich um das Auge oder die Schläfe. Körperliche Belastungen, wie zum Beispiel Treppensteigen, verstärken den Schmerz sogar. Häufig treten auch Reizstörungen der Sinnesorgane auf, wie Geruch-, Lärm- und Lichtüberempfindlichkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Bei der Migräne unterscheidet man die „klassische“ Form mit Aura und die ohne Aura, die am häufigsten vorkommt. Aura bedeutet, das nervliche Begleitstörungen vorhanden sind, wie zum Beispiel Augenflimmern oder Gesichtsfeldausfall.

Wodurch entsteht Migräne?

Für die Entstehung von Migräne können ganz unterschiedliche Gründe verantwortlich sein. Häufige Reizauslöser sind Wetterveränderungen, wie blendender Sonnenschein, Hitze, Kälte, Wind, Föhn oder Donner. Emotionale Auslöser sind Angst oder Stress, wobei die Migräne nicht beim Höhepunkt vom Stress, sondern bei der Entspannung auftritt, so zum Beispiel am Wochenende oder zu Ferienbeginn. Auch hormonelle Veränderungen können die Schmerzen verursachen. Das kann die Regelblutung ebenso sein, wie eine Schwangerschaft oder orale Kontrazeptiva („Pille“). Eine weitere Möglichkeit des Auslösens ist der Alkohol, oft verbunden mit starkem Rauchen und Schlafentzug. Allein ein geänderter Schlaf-Wach-Rhythmus kann eine Attacke hervorrufen. Bei den Nahrungsmitteln spielen Käse, Rotwein und Schokolade eine besondere Rolle. Eiscreme kann durch den Kältereiz am Gaumen und Rachen auslösend sein. Des weiteren sind gepökelte Fleischwaren, wie „Hot dog“ und Geschmacksverstärker die Verursacher. Der Geschmacksverstärker Glutamat wird viel in der chinesischen Küche durch die Sojasauce benutzt und verursacht den sogenannten „Chinarestaurant-Kopfschmerz“. All diese Reizauslöser haben jedoch bei jedem Menschen eine sehr unterschiedlich starke Wirkung.

Gegenüberstellung von Spannungskopfschmerz und Migräne

Diagnose

Kopfschmerz 30 Minuten bis 7 Tage, beidseitig, schwach bis mittelstark, dumpf, diffus, körperliche Aktivitäten verstärken den Schmerz nicht

Begleitstörungen:
meist nicht Lärm- oder Lichtscheu, weder Übelkeit noch Erbrechen

Therapie

Allgemeine Maßnahmen wie Spaziergang, frische Luft, Ausgleichsgymnastik, kalte Arm- und Fußbäder, kalte Stirnumschläge

Medikation

Bei episodischer Form:

Alternative 1: 1.000 mg Acetylsalicylsäure
Alternative 2: 1.000 mg Paracetamol
Alternative 3: 400 mg Ibuprofen
Keine Kombinationspräparate!
Pfefferminzöl auf Stirn und Schläfen auftragen

Bei chronischer Form:
Rezeptpflichtige Medikamente, Arztbesuch, wenn mehr als 14 Kopfschmerztage im Monat auftreten

Diagnose

Kopfschmerz 4 bis 72 Stunden, einseitig, stark, hämmernd, körperliche Aktivitäten verstärken den Schmerz

Begleitstörungen:
Übelkeit, Erbrechen, Lärmscheu, Lichtscheu

Therapie

Allgemeine Maßnahmen wie Ruhe, Entspannung und Schlaf

Medikation

Bei leichtem Migräneanfall:
20 mg Metoclopramid (nur auf Rezept), 15 Minuten warten, anschließend

Alternative 1: 1.000 mg Acetylsalicylsäure
Alternative 2: 1.000 mg Paracetamol
Alternative 3: 400 mg Ibuprofen
Keine Kombinationspräparate!

Bei schwerem Migräneanfall:
Rezeptpflichtige Medikamente (Arztbesuch)

Bei häufigen Migräneanfällen:
Arztbesuch, wenn mehr als 4 Anfälle im Monat

Was kann man gegen Migräne tun?

Vor allem ist es wichtig, ein Tagebuch zu führen.Dort wird genau notiert, welches die persönlichenReizauslöser sind, wie häufig und wie starkdie Attacken vorkommen, zu welchen TagesoderWochenzeiten. Schon das genaueBeobachten und Registrieren des eigenenKopfschmerzverlaufs führt in 10% der Fälle zurHeilung. Chronische Kopfschmerzen, das heißtmehr als 10 Tage im Monat, gehören auf jedenFall in ärztliche Behandlung, ebenso besondersschwere Anfälle.Die Selbstmedikation sollte nur dann in Fragekommen, wenn andere Maßnahmen, wie dieVermeidung der Auslösefaktoren, erfolglos sind.

Bei Übelkeit und Erbrechen sollte zu Beginn derWirkstoff Metoclopramid eingenommen werden.Dieser ist nur auf Rezept erhältlich. Er normalisiert dieMagen- und Darmaktivität, die bei einemMigräneanfall fast immer beeinträchtigt ist. Nach 10bis 15 Minuten kann dann ein Schmerzmittel eingenommenwerden. Am stärksten schmerzlindernd istAcetylsalicylsäure. Davon sollten 2 Tabletten mit mindestens250 ml Flüssigkeit eingenommen werden. Diegroße Flüssigkeitsmenge ist notwendig, damit derWirkstoff nicht im Magen liegen bleibt, sondern inden Darm weitergegeben wird. Bei Unverträglichkeitenvon ASS gibt es die Alternativen Paracetamol undIbuprofen, von denen ebenfalls 2 Tabletten auf einmaleingenommen werden sollten. Die Dosierung ist besserkurzfristig hoch zu wählen, als ineffektive Mengenüber einen langen Zeitraum. Auch sollte einMonopräparat, also nur ein Wirkstoff gewählt werden,um Nebenwirkungen und Gewöhnungen zu vermeiden.Auf Seite 2 finden Sie eine Gegenüberstellung vonSpannungskopfschmerzen und Migräne mit Hinweisenzur Diagnose, Therapie und Medikation.

Migräne bei Kindern

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß Kopfschmerzenund Migräne häufig auch bei Kindern und sogarKleinkindern auftreten. 15% der Kinder haben chronischeKopfschmerzen. Die Behandlung muß selbstverständlichkindgerecht erfolgen. Zur Beobachtung desKopfschmerzverlaufs gibt es ein spezielles Migräne-Tagebuch für Kinder, das sehr schön von Janosch illustriertist.

Auch zu diesem speziellen Thema Migräne gibt es Fachbücher, die leicht verständlich geschrieben sind.

In jedem Fall geben wir Ihnen gerne Hinweise, was Sietun können, um dieser äußerst unangenehmen Schmerzen Herr zu werden.

Auslösefaktoren für Migräne

  • Streß oder Sorgen
  • Menstruation (Regelblutung)
  • Orale Kontrazeptiva („Pille“)
  • körperliche Anstrengung, Erschöpfung
  • Schlafmangel
  • zu langer Schlaf
  • unregelmäßiger Schlaf
  • Hunger
  • Unregelmäßiges Essen
  • Alkohol
  • kalte Speisen (Eis)
  • Wetter- und Temperatursturz
  • Nahrungsmittel und Getränke mit Nitrit (Gepökeltes, Hot dog), Glutamat (Sojasauce, China-Restaurant), biogene Amine (Rotwein, Käse)
  • hohe Luftfeuchtigkeit
  • Höhenaufenthalt
  • Optische Reize (Kino, Fernsehen), Beleuchtung durch Neonlicht, Blendlicht (gleißende Sonne), Spiegelung
  • Lärm
  • stechende Gerüche wie Parfüm, Tabakrauch, organische Lösungsmittel
  • Frieren
  • Schwitzen